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Eine
strenge Poesie spricht aus den Fotografien von Helga von Brauchitsch.
Die Klarheit der Linien und Kontraste, stets eingebettet in ein
nuancenreiches Umfeld von Grauschattierungen, unterstreicht noch
das Geheimnis des Verborgenen, das in jeder ihrer Aufnahmen gegenwärtig
ist. Bei soviel Licht, bei soviel präziser Kontur ist nichts
Rätselhaftes zu vermuten, und doch geben die Bilder nie vordergründig
alles preis, sondern bedienen sich einer über-realen Schärfe,
um den Betrachter über die zentralen Dinge im Ungewissen zu
lassen. Die Einblicke, die sie in Aussicht stellen, entziehen sich
sogleich wieder und fordern dazu auf, uns ein wenig von der Elegie
des Südens zu gönnen, um über das Verborgene und
die Unwägbarkeiten der Existenz zu meditieren. Die positive
Wärme der Landschaften, die man dabei durchstreift, vermittelt
sich auch im kühlen Grau der Schwarz-Weiss-Fotografie. Dennoch
stellt sich nie die Behaglichkeit eines mediterranen Urlaubsgefühls
ein, denn trotz aller Statik der Motive künden sie von Labilität
und Vergänglichkeit.
Zentral im Werk von Helga von Brauchitsch steht die Tür, das
Fenster, die Öffnung als archaisches Symbol für das Transitorische
des Lebens. Jederzeit und an allen Orten appellieren die Türen
an uns hindurchzugehen, einen Ausblick zu wagen und die Dinge im
Sinne des antiken Gottes der Türen, Janus, von zwei Seiten
zu betrachten. Manchmal ist es nur eine Fata Morgana, wenn uns eine
Öffnung im Straßenpflaster ungewohnte Perspektiven vorspiegelt,
aber manchmal lohnt es sich, weiterzugehen und Entdeckungen zu machen.
Die Fotografien von Helga von Brauchitsch sind eine diskrete Einladung
dazu.
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